Mittwoch, 14. Dezember 2011

Kinderpornolinks von Anonymous?Piratenpartei schaltet Server ab

Es beginnt wie so oft per Youtube-Video: Eine verzerrte Stimme kündigt eine Operation von Anonymous an. Im Rahmen der "Operation Unschuld" soll Kinderpornografie im Netz bekämpft werden, heißt es in einer Mitteilung, die n-tv.de vorliegt. Nun tauchen Links zu einschlägigen Websites auf der Onlineplattform der Piratenpartei auf. Die Server werden abgeschaltet. Parteichef Nerz ist entsetzt.
 
Die Piratenpartei hat wieder Ärger mit ihrer offenen Kommunikationsplattform Piratenpad. Unbekannte hätten darüber Links zu "zweifelsfrei kinderpornografischen Seiten" veröffentlicht, berichtete der "Tagesspiegel". Die Partei schaltete den Server daraufhin "bis auf Weiteres" ab. Man habe Anzeige erstattet und werde mit den Behörden zusammenarbeiten, um den Fall aufzuklären, erklärte der Parteivorsitzende Sebastian Nerz.
Das Piratenpad ist eine Web-Anwendung, in der Nutzer gemeinsam an Dokumenten arbeiten können, ähnlich wie zum Beispiel bei Google Docs. Auch beliebige Nicht-Mitglieder haben Zugriff auf das System. Eine Kontrolle der Inhalte sei technisch nicht möglich, betont die Partei. Wie in Webforen könne man nur reagieren, wenn es Hinweise auf problematische Inhalte gebe.
Auch bei den Piraten wird offline gearbeitet.
Auch bei den Piraten wird offline gearbeitet.
(Foto: dpa)
"Wir sind entsetzt", betonte Nerz. Die Piratenpartei kämpfe gegen Kinderpornografie. "Es ist widerlich, dass ausgerechnet das Piratenpad jetzt für solche Links genutzt wird." Brisant wird die Angelegenheit durch eine Mitteilung von Anonymous, die n-tv.de vor wenigen Tagen erhalten hatte. Darin wird die "#OpInnocence", die "Operation Unschuld" angekündigt. Die Verfasser teilen mit, gegen Kinderpornographie im Internet vorgehen zu wollen.
Ein Video, das die Details der Aktion beschreibt, ist Angaben der Youtube-Website zufolge "vom Nutzer entfernt worden" - wurde aber inzwischen an anderer Stelle wieder hochgeladen. Darin wird auch auf das Piratenpad als Informationsquelle hingewiesen. Im Gegenteil zur "Operation Darknet" gegen Kinderpornografie, die im Netz für viel Wirbel gesorgt hatte, blieb es um die Operation Unschuld von "Anonymous Germany" bislang relativ ruhig.

"Operation Unschuld"

Unbekannte, die sich als Mitglieder von Anonymous ausgaben, teilten nun mit, sie hätten die Plattform der Piraten verwendet, um Informationen für eben jene Operation zu sammeln. Es sei nicht ihre Absicht gewesen, "die Piratenpartei in irgendeiner Weise mit Kinderpornografie in Zusammenhang zu bringen". Die verbreiteten Links hätten lediglich zu Foren geführt, in denen sich Pädophile treffen, nicht direkt zu kinderpornografischen Inhalten.
Nach dem Vorfall müsse die Partei klären, inwiefern das Programm ein Risiko darstellt, sagte Nerz. "Ganz auf die Möglichkeit, sich anonym zu beteiligen, wollen wir nicht verzichten, das würde unserem Politikbild widersprechen. Wir müssen prüfen, ob sich das über das Piratenpad realisieren lässt." Eine Alternative wäre, die öffentliche und parteiinterne Instanz zu trennen.
Parteichef Nerz will Alternativen zur bisherigen Vorgehensweise prüfen lassen.
Parteichef Nerz will Alternativen zur bisherigen Vorgehensweise prüfen lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf Twitter rühmte sich ein Nutzer damit, eine beteiligte Person zu kennen und bezeichnete die "Operation Unschuld" als "echt". Warum die Aktivisten jedoch den Server der Piratenpartei genutzt habe, und nicht etwa das "Anonpad", eine entsprechende Software an anderer Stelle, ist nicht klar. Allerdings ist die genannte Internetseite häufig nicht erreichbar.

Einfacher als im Mai

Schon einmal hatte es Kontroversen um die Anwendung gegeben: Vor der Bremen-Wahl im Mai beschlagnahmten Behörden mehrere Server der Partei, weil das Hacker-Netzwerk Anonymous einen Angriff über das Piratenpad koordiniert haben soll. Allerdings legten die Ermittler damit nahezu die gesamte digitale Infrastruktur der Partei lahm. Die Partei kritisierte diesen Schritt als unverhältnismäßig.
Dass die Piratenpartei ihren Server auf Anraten des Landeskriminalamtes abschaltete, wird von manchem Twitter-Nutzer hämisch kommentiert. "Im Mai brauchte man noch einen Druchsuchungsbeschluss, um Piratenpad vom Netz zu nehmen, jetzt reicht schon das Posten eines Links", schreibt etwa "Jorges". Auch einen Namen hat der Vorfall bereits: "Padgate".

 http://www.n-tv.de/politik/Piratenpartei-schaltet-Server-ab-article4862526.html

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